Öffentlicher Vortrag: «Windräder vor der Haustüre im Säuliamt?» 10.04.2024

Der Kurzbericht im «Anzeiger von Affoltern» 16. April 2024

Das FDP Mitglied Alain Schwald, Unternehmensentwickler im AVIA Verbund (Hydrogen, Synfuels, E-Mobility, PyCCS, Green Energy, Lubricants) hat in seinem spannenden Vortrag über die Situation, die Herausforderungen und den Ausblick der Energieversorgung berichtet und Fragen beantwortet.

FDP begrüsst über 40 Personen zum öffentlichen Vortrag

Das Thema «Windkraft vor der eigenen Haustüre» beschäftigt die Bevölkerung. Anlässlich des Monatstreffs der drei FDP Ortsparteien Bonstetten/Stallikon/Wettswil konnte die FDP Wettswil, als organisierende Partei, neben Kantonsrätin Tamara Fakreddine und Behördenvertreter*innen über 40 Gäste am vergangenen Mittwoch im Restaurant Milia’s begrüssen.

Das FDP Mitglied Alain Schwald, Unternehmensentwickler im AVIA Verbund (Hydrogen, Synfuels, E-Mobility, PyCCS, Green Energy, Lubricants) hat in seinem spannenden Vortrag über die Situation, die Herausforderungen und den Ausblick der Energieversorgung berichtet und Fragen beantwortet.

Das Pariser Abkommen und die Energiestrategie 2050 der Schweiz bilden die Grundlage für die Planung aller zukünftigen Massnahmen. Alain Schwald stellte in seinen Ausführungen zu Recht die Frage, ob der Bund heute wisse, welche Technologien in Zukunft eingesetzt werden und sprach von einem Grundlagenirrtum. 1974 rechnete das Deutsche Energieministerium mit einem Anteil von rund 80 % Kernenergie am Strommix im Jahr 2050. Die junge Vergangenheit habe gezeigt, dass dies so nicht eintreten wird. Deutschland hat seine Atomkraftwerke abgestellt.

Weitere Widersprüche bestünden auch in der Schweiz in der Beantwortung der Frage, wie die Defossilierung ohne Stromausbau möglich sein soll. Das Schweizer Kompetenzzentrum für Energieforschung rechne bis 2050 mit einem 30 – 50 % höheren Stromverbrauch, da bestehende Energieträger nach den heutigen Plänen wegfallen. Mit aufschlussreichen Charts legte Alain Schwald dar, dass eine sehr grosse Lücke in der Energieplanung klafft, und nennt fünf mögliche Optionen:

1. PV mit Speicher

2. Alpine Solaranlagen

3. Windenergie

4. Kernenergie

5. Import mit Handel.

Alle diese Optionen ziehen weitere Fragen nach sich. Der Ausbau von Photovoltanik (PV) führt zu einer massiven Überproduktion im Sommer, was diesen Strom in den Sommermonaten wertlos macht. Für Sommerstrom würde es dann keinen Markt geben, ausser man speichert diesen. Je länger Strom gespeichert wird, desto teurer und ineffizienter wird dieses Vorhaben jedoch. Nach dem Aufzeigen von verschiedenen Speichermöglichkeiten zitierte er Christian Bach, EMPA von 2021, im Blick: «Fakt ist: es gibt bis 2050 keine Alternative zu E-Fuels für den Langstrecken-  und Lastverkehr auf der Strasse, keine Alternative für 90 Prozent des Flugverkehrs und keine Alternative für 90 Prozent des Schiffsverkehrs». Bezüglich alternativer Energieträger zitierte er Matthias Braun, Chef von Saudi Aramco, dem grössten Erdölkonzern der Welt: «Wasserstoff ist in Zukunft für alle Industrien unentbehrlich». Soll Wasserstoff in Zukunft für die Industrie verwendet werden, stünde er als Speicher für Strom nicht zur Verfügung.

Die in der Schweiz viel diskutierten Alpinen Solaranlagen könnten dank hoher Subventionen zur Umgehung der Speicherung ein Teil der Winterlösung sein – der produzierte Strom ist aber der mit Abstand teuerste.

Die Windenergie – als Aufhänger des Abends – spiele heute keine Rolle. Es drehen sich z.Z. 47 Anlagen in der Schweiz mit einer Leistung von 0.3 TWh/a. Das Bundesamt rechnet bis 2050 mit 4 TWh/a. Ein Projektbeispiel am AVIA Tanklager Sennwald zeigt, dass Anlagen mit mehr als 3 Turbinen gebaut werden müssten um überhaupt ansatzweise wirtschaftlich zu sein. Der Projektstart zur H2 Erzeugung habe vor 8 Jahren begonnen und dass kein Widerstand entstand, sei darauf zurückzuführen, dass die Anlage in einem bereits bestehenden Industrieareal stehe. Nach den Ausführungen von Alain Schwald erscheint es nachvollziehbar, dass im Säuliamt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit keine Windparks entstehen, obwohl die Windenergie als günstige Energie die AKW’s kompensieren könne.

Um die Herausforderungen zu meistern, führe an der Option 4 kein Weg vorbei. AKW’s seien für die Versorgungssicherheit und zur Minimierung des CO2 heute und in naher Zukunft unerlässlich. Als kleine, offene Nation sei und bleibe auch der Handel mit den Nachbarländern unabdingbar.

Die geschilderten Fakten führten Alain Schwald zu folgenden Key Takeaways:

1. Schweizer Stromproduktion müsse verdoppelt werden

2. Es gäbe nicht EINE Lösung

3. Wir bräuchten alle CO2-neutralen Technologien, auch Kernenergie und Wasserstoff(-derivate)

4. Energiehandel sei essenziell

5. Investitionsstau und Subventionen hätten uns in eine schwierige Situation gebracht.

 

«Da wir alle nicht wissen was kommt: bleiben wir ohne in Panik zu leben aktiv, interessiert und tragen unseren Teil dazu bei» war eines der Schlussvoten aus dem Publikum.

Die FDP Wettswil dankte für diese interessanten Ausführungen und entliess die Teilnehmer zum geselligen Pizzaplausch.

Peter Ambühl, Präsident